Bindekurs Teil 4 - Körperwelten -  eine haarige Angelegenheit! 

Nun haben sie das passende Werkzeug und die entsprechenden Materialien zur Hand. Des weiteren wissen sie wie man eine Grundwicklung erstellt, mit welchen Mitteln und auf welche Weise Nymphen, Streamer und Nassfliegen beschwert werden, um sie auf Tiefe zu bekommen. Folglich wollen wir uns mit einer weiteren elementaren Geschichte befassen - der Körpergestaltung mittels Dubbing. Schließlich wollen wir ja bald unsere ersten selbstgebundenen Fliegen einsetzen.

Doch was ist das......-Dubbing? Nun, unter Dubbing versteht man faseriges Material aus einzelnen natürlichen oder synthetischen Fäden (z.B. Antron oder Polypropylen), Haaren (z.B. Kaninchen, Eichhörnchen oder Rehhaar) und Federgranen (z.B. CDC-Fibern, Pfauengras etc.). Mit diesem Material dubbt man den Bindefaden, um anschließend den Körper der Fliege nachzubilden. Eigentlich bildet man in der Regel die Körper der Fliege nach, denn ein Insekt hat zwei Körperabschnitte - Abdomen (Hinterkörper) und Thorax (Vorderkörper). Hier sollte man hinsichtlich der Nachbildung von Insektenlarven die Regeln befolgen das man zum einen den Körper konisch wickelt (zum Öhr hin dicker werdend und zum anderen für Abdomen und Thorax meist unterschiedliche Farben / Farbnuancen verwendet. Das Abdomen wird in der Regel mit einem helleren Farbton gebunden wie der Thorax.

Diverse Dubbingmaterialien und -werkzeuge - Klebestift, Dubbingdispenser, Tütchen mit verschiedenen Dubbingmaterialien, Dubbingtwister und -brush

Das bekannteste Dubbing-Material ist wohl Hasenfell. Aber auch Dubbing aus dem Fell anderer Tierarten ist in unzähligen Varianten und Farben zu bekommen. Daneben gibt es natürlich auch entsprechendes Material, welches aus synthetischen Fasern in vielerlei Farben hergestellt wird. Teilweise dient dieses auch dazu um natürliches Dubbing aus den Haaren gefährdeter Tierarten zu ersetzen. Dubbing bekommt man in der Regel entweder in einzelnen Farben als Tütchen, oder man besorgt sich so genannte Dubbing-Dispenser. In diesen findet man dann eine Auswahl diverser Farben eines bestimmten Materials vor.

Dubbing-Material kann man auch günstig selber "generieren". Hat man zum Beispiel Hund, Katze oder Kaninchen zu hause, so gewinnt man durch das auskämmen der Tiere gut verwertbares Grundmaterial. Allerdings sollte man dieses, bevor es in die Bindetasche oder den Bindekoffer wandert, für einige Zeit einfrieren. Auch sollte bei dem selbst gewonnenem Material stets ein Streifen Mottenpapier beigelegt sein. Wir wollen an unserem Bindematerial ja keine Milben oder sonstige Schädlinge haben. Bezüglich synthetischem Material findet man in einer entsprechenden Kaufhausabteilung oder einem Bastelladen natürlich unendliche Möglichkeiten. Einfach entsprechende Woll- oder Garnspulen in den gewünschten Farben besorgen und (leider arbeitsintensiv) auskämmen. Der Fantasie und den Möglichkeiten sind da fast keine Grenzen gesetzt.

Doch nun zum eigentlichen "Arbeitsgang": Zunächst müssen wir das Grundmaterial (sparsam!) auf den Bindefaden aufbringen. Die primitivste Art ist folgende: Man nimmt eine Portion des Materials, welches man verwenden möchte und zupft es dünn aus. Anschließend bringt man es am Bindefaden an, indem man es zwischen den Fingern mit dem Faden verzwirbelt. Achtung-.......weniger ist hier oft mehr. Mit der Zeit hat man den Kniff mit der Portionierung aber raus. Wichtig: Der Anfang des gedubbten Fadenabschnittes sollte stark konisch mit dem Material versehen werden (zum Haken hin sollte das Dubbing stark verjüngt sein). Ist der Faden dann fertig gedubbt kann mit diesem der Körper gewickelt werden. Kleiner Tipp: Die Granen (so nennt man die einzelnen Haare bzw. Fibern) halten besser am Faden wenn man als "Bindemittel" oder "Kleber" Dubbingwachs verwendet, mit dem man den Faden vorher bestreicht. Den gleichen Effekt erzielt man übrigens wenn man einen handelsüblichen Klebestift (umgangssprachlich Prittstift) verwendet. Nachfolgend die Anleitung für eine ganz simple Nymphe, die  nur aus Haken, Kopfperle, Dubbing und Rippungsdraht besteht:

Zunächst Kopfperle auf den Haken schieben, Grundwicklung erstellen und Rippungsdraht einbinden
Mit einem Prittstift oder Dubbingwachs behandelt haften die Haare des Dubbings besser am Faden
Das Dubbingmaterial zurechtzupfen bzw. auzupfen und an den behandelten Faden führen
Dann mit dem Faden zwischen Daumen und Zeigefinger verzwirbeln - immer die gleiche Richtung beibehalten
Mit dem gedubbten Bindefaden anschließend das Abdomen bilden (Platz für den Thorax lassen)
Wenn das Abdomen fertig ist wechseln wir für den Thorax die Farbe (meist nehmen wir dunkleres Material)
Wieder wird der Faden mit Wachs oder Kleber bestrichen
Danach versehen wir den Bindefaden mit dem dunkleren Dubbing
Hier sieht man den fertigen Körper - natürlich leicht konisch gebunden
Mit dem Rippungsdraht verfeinern wir die Form und erstellen  gleichzeitig die Segmente des Körpers
Noch ein paar Wicklungen mit dem Bindefaden, dann kommt der Kopfknoten
Diesen sichern wir noch mit einem Tropfen Lack - schon ist eine sehr simple und fängige Nymphe geboren!

Bei bestimmten Materialien nutzt man eine ganz andere Methode, um zu einem gedubbten Faden zu kommen. Manche Tierhaare sind einfach zu steif, um sie mit dem Bindefaden verzwirbeln zu können (z.B. Rehhaar). Andere Materialien verlieren ihre gewünschten Eigenschaften (z.B. Fibern der CDC-Federn). Aber auch solche Materialien können wir bei Bedarf als Dubbingstrang verwenden. Die Lösung: Wir bilden mit dem Bindefaden eine Schlaufe, legen das gewünschte Material zwischen beide Fäden der Schlaufe und benutzen einen Dubbingtwister um diese zu verdrallen. Sind die Fäden der Schlaufe dann entsprechend verdrallt, sitzt das Material bombenfest. Nachfolgend eine Anleitung eines Buzzers mit CDC-Dubbing als Thorax:

Zunächst bereiten wir einen kleinen Buzzerhaken vor - Grundwicklung erstellen und roten Kupferdraht einbinden
Das Abdomen wird aus dem Kupferdraht gebildet
Mit dem Bindefaden bilden wir nun eine Schlaufe
Zwichen beide Schlaufenfäden kommen die CDC-Fibern
Ein Dubbingtwister hängt am Ende der Schlaufe und hilft beim Verdrallen der Fibern mit dem Faden
Nach dem Verdrallen sitzen die CDC-Fibern bombenfest
Mit diesem Strang wickeln wir den Thorax, sichern mit dem Bindefaden und.......
nachdem wir einen Kopf erstellt haben kommt der Abschlußknoten und ein wenig Lack zum sichern - fertig!

Eine weitere Methode ist das Spleissen des Bindefadens (z.B. Dynamee-Garn). Hierbei wird der eigentliche Bindefaden mit einer Nadel geteilt und das Dubbingmaterial dazwischen geschoben. Anschließend wird, genau wie bei der Schlaufentechnologie, der Faden wieder stark verdrallt.

Gemütliche Zeitgenossen können aber auch so genannte Dubbing-Brushes käuflich erwerben. Das sind fertig gedubbte Stränge, die man einfach einbindet. Auch hier gibt es natürlich eine reichliche Auswahl an entsprechenden Materialien und Farben.

Mit dem gedubbten Faden bzw. Dubbingstrang können wir nun den Körper einer Kunstfliege entsprechend formen. Hier und da ist es von Vorteil, wenn wir diesen mit einer Dubbingbürste auskämmen, um ein diffuseres Gesamtbild zu erzeugen. Allerdings müssen wir die Fliege abschließend mit einem Kopfknoten versehen, damit sich unser "Kunstwerk" während des Fischens nicht wieder in seine Grundbestandteile "auflöst" bzw. "ausriffelt". Daher befassen wir uns im nächsten Teil mit dem Kopf der Fliege und dem so genannten Kopfknoten.

D.Henkes

 

                                                             

 

          

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