Runter muss sie doch!  - Ballast für Fliegen! 

Man sagt das Forellen, Äschen und Co. mehr als 80 Prozent ihrer Nahrung unter Wasser in Form von Insektenlarven, Krebstieren, Egeln und Brutfischchen  aufnehmen. Folglich sollte man dieses auch tunlichst berücksichtigen um erfolgreich zu sein! Daher liegt nichts näher als den Fischen entsprechende Imitate in Form von Nymphen, Nassfliegen und Streamern anzubieten. Die meisten Muster haben eines gemein - sie sind erst dann richtig fängig, wenn man sie in entsprechender Tiefe anbietet. Damit wir unsere Fliege auch dahin bekommen wo wir sie haben wollen ist eine Beschwerung erforderlich. Bei starker Strömung bzw. grundnah zu präsentierenden Mustern kann schon mal recht viel Gewicht nötig sein, während oberflächennah gefischte Nassfliegen lediglich schwach beschwert werden müssen. Doch wie setzen wir das bindetechnisch um? Das soll Thema des dritten Teils vom Online-Bindekurs für Anfänger sein:

Kommen wir zunächst zu den Nassfliegen. Hier brauchen wir kaum Gewicht. Die Fliege wird in der Regel oberflächennah gefischt und soll in erster Linie Brutfischchen bzw. ertrunkene Insekten darstellen (z.B. Landinsekten oder Stillborns). Für die Beschwerung reicht ein dünner Metalldraht (in der Regel Kupfer oder Edelstahl) aus, mit dem wir den Körper rippen. Man spricht hier auch von "Rippungsdraht". Hauptziel desselben ist, in Verbindung mit dem Eigengewicht des Hakens, die Oberflächenspannung des Wassers zu überwinden.

Fischt man eine Nymphe oder einen Streamer im Mittelwasser oder gar grundnah, so ist schon erheblich mehr "Ballast" nötig, um die entsprechende Wassertiefe möglichst schnell zu erreichen. Hierfür stehen einige Möglichkeiten zur Verfügung, die auch durchaus kombiniert werden können bzw. sogar müssen. Zunächst kann man, bevor man die Grundwicklung erstellt, einfach eine Kopfperle aus Metall in passender Größe (Messing oder Tungsten) auf den Hakenschenkel schieben. Die Bohrung muss natürlich zum Drahtdurchmesser des Hakens passen. Das Aufziehen wird zudem erleichtert, wenn man den Widerhaken andrückt bzw. von vorne herein widerhakenlose Haken benutzt. Schaut man sich die Kopfperle genau an, so fällt auf das auf einer Seite ein kleineres Loch zu sehen ist, während die andere Seite eine größere Bohrung oder einen Schlitz aufweist. Die Seite mit dem kleinen Loch muss zum Hakenöhr zeigen, darf dieses aber nicht partiell abdecken, wenn die Kopfperle entsprechend vor dem Öhr platziert ist. Oftmals reicht diese Art der Beschwerung schon aus, zumal wir meist auch noch den Körper der Nymphe mit Draht rippen.

Ähnlich verfahren wir auch mit einem so genannten Conehead. Auch hier gilt: Conehead aufschieben. Dünnes Ende nach vorne und dickes zum Hakenbogen und dann mit der Grundwicklung beginnen.

Aufgeschobene Kopfperle aus Tungsten (Wolfram) - hier schwarz gefärbt
Erst danach erstellt man die Grundwicklung
Bei einem Conehead - hier Messing - wird ähnlich verfahren

Manchmal ist es aber gar nicht erwünscht das Gewicht als "Kopfperle" anzubringen. In diesem Falle können wir mit solch einer Kopfperle aus Metall auch den Thorax (Vorderkörper) der Nymphe nachbilden. Hierfür beginnt man mit der Grundwicklung. Diese legt man, vom Hakenöhr aus gesehen, auf einer Länge von 2-4 Millimeter (je nach Hakengröße) an und schafft damit vor dem Thorax Raum für den Kopf der Nymphe bzw. lässt auch Raum für eingebundene Federgranen (Beinchen oder Flügelköcher) bzw. Nymhskin (Flügelköcher). Dann schneidet man den Überstand ab und führt den Faden hinter die Metallperle (Richtung Hakenbogen), worauf man dann mit der Grundwicklung fort fährt. Durch diesen "Überschlag" sichert man die Metallperle vor einem unbeabsichtigten verrutschen.

Mit einer hellgrünen Tungstenperle wird hier der Thorax nachgebildet....erst eine kurze Grundwicklung....
....dann die Perle, ein Überschlag mit dem Faden und anschließend die Grundwicklung fertigstellen.....
Hier ist am Ende ein Rippungsdraht eingebunden worden - auch oft Bestandteil einer Massfliege!

Natürlich kann man auch auf eine Kopfperle verzichten und mit Kupferdraht den Thorax bilden. Ein gutes Beispiel hierfür sind die klassischen Nymphenmuster wie Pheasant Tail (Fasanenschwanznymphe), Arthofer oder diverse Ritz-Nymphen. Es gibt aber auch Nymphen, bei denen das Abdomen (der Hinterleib) mit entsprechendem Kupferdraht (beliebiger Farbe) gebildet werden. Beispiel hierfür wären die "Buzzer".

Man kann mit Kupferdraht aber auch den Thorax der Nymphe bilden

Benötigt man noch mehr Gewicht oder will man unauffällig beschweren kommt meist Bleidraht oder Bleifolie zum Einsatz. Im erstgenannten Fall ergänzt man die Kopfperle oder den Conehead einfach durch entsprechende Wicklungen eines Bleidrahtes oder einer Bleifolie. Dazu umwickelt man den Hakenschenkel mit der entsprechenden Menge, sobald die Grundwicklung angelegt wurde. Ich sichere gerne das Zusatzgewicht aus Blei mit Nagellack bzw. Sekundenkleber. Diesen trage ich unmittelbar vorher auf die Grundwicklung auf. Ein paar lockere und grobe Windungen mit dem Bindefaden zum Öhr hin und anschließend wieder zurück hält die Beschwerung bombensicher am entsprechenden Platz.

Die Nymphe oder der Streamer als "Heavyweight" - erst Kopfperle aus Tungsten und die Grundwicklung....
.......dann Nagellack oder Sekundenkleber auftragen......
.......hier ist gut die sichernde Lackschicht zu sehen.........
.....dann kommt Bleidraht oder Folie (hier Draht)........
.....wichtig - auch hier sauber wickeln. Somit ist eine "saubere Form" garantiert......
.....hat man genug Blei auf dem Hakenschenkel sichert man es mit einigen Windungen des Fadens!

Bei einigen Nymphenmustern (z.B. Libellenlarve) oder aber auch bei Streamern greift man auch gerne auf Kettenaugen aus Edelstahl zurück, die man mit "Achterwicklungen" am Kopfbereich anbringt. Auch diese können natürlich durch Bleidraht oder Bleifolie, sowie Rippungsdraht ergänzt werden.

Gestalterisches und gewichtbringendes Assescoire - Kettenaugen......
Diese bindet man im Kopfbereich mit "Achterwicklungen" ein. Eine Sicherung mittels Lack schadet nicht.

Relativ jung am Markt sind so genannte Nymphenkörper aus Elastik-Tungsten. Hier ist Wolframpulver in Gummi / Weichplastik eingearbeitet, mit welchem schon fertige Körper modelliert sind. Diese bindet man nach der Grundwicklung an den Hakenschenkel.

Ich hoffe das sie anhand des Text- und Bildmaterials nun entsprechende Möglichkeiten aufgezeigt bekommen haben, wenn es heißt: Und runter muss sie doch!

D.Henkes

 

                                                             

 

          

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