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Quo vadis Kormoran?

 

Angesichts des Dauerfrostes in den letzten Wochen und den damit zugefrorenen Seen drängt sich mir die Frage auf, was ich wohl zu Beginn des Frühlings bei meinen ersten fliegenfischereilichen Angelausflügen an unseren Flüssen und Bächen vorfinden werde. Erfahrungen aus den letzten Dekaden lassen da nicht gutes hoffen. Werden die Fischpopulationen durch den Kormoran wieder nachhaltig beeinträchtigt sein? Werden die Versuche der letzten Jahre die Äschenbestände wieder aufzubauen zunichte gemacht sein?

Gerade im Vorfeld des derzeitigen Winters waren die Fronten zwischen Umweltschutzorganisationen (wie z.B. NABU) und den Fischereiverbänden verhärtet wie nie. Als kleines Schmankerl bezüglich dieses Interessenskonfliktes wurde der Kormoran zunächst vom NABU und vom Landesbund für Vogelschutz Bayern zum “Vogel des Jahres 2010“ gekürt. Diese Ernennung wurde meines Erachtens vorgenommen, um Salz in die Wunde der Freunde des Flossenwildes und Pfeffer in den andauernden Interessenskonflikt zu streuen. Wer die Aktivitäten des Naturschutzbundes verfolgt wird zudem seine Wurzeln rasch erkennen. Der NABU ist aus einer Vogelschutzorganisation hervorgegangen und kürte einen Vogel, der längst nicht mehr in seinem Bestand bedroht ist. Seitdem er unter Naturschutz gestellt worden war hat er sich explosionsartig vermehrt. Seitens der betreffenden Organisationen hätte man hier sicher die Wahl gehabt anders zu handeln. Seeadler, Weißstorch, Wasseramsel……die Liste der zum Teil anschaulich sinnvolleren Kandidaten ist lang. Alternativen für die getroffene Wahl waren also zu genüge vorhanden. Dennoch entschloss man sich dadurch für einen offenen Schlagabtausch mit den Fischereiverbänden, Angelvereinen, Berufsfischern und Fischwirten. Die Reaktionen derselben waren wie erwartet heftig und empört.

Da versuchen einerseits Fischereiverbände, Hobby- und Berufsfischer kostenintensiv die Artenvielfalt unserer Gewässer zu erhalten und die Bestandsdichte der einzelnen Arten wie z.B. Äsche und Aal zu sichern. Die Gegenseite nimmt aber das Aussterben von Fischarten in Kauf um “ihrem“ geliebten Wasservogel das Überleben zu sichern, welches natürlich längst nicht mehr in Gefahr ist. Da wird dann stattdessen offen über ein Verbot der Angelfischerei nachgedacht. Nicht wenige Angler reagieren in Folge panisch und befürchten aufgrund fehlender Lobby ein Verbot oder massive Einschränkungen bezüglich des geliebten Hobbys.

Dabei schränken sie sich, sofern sie ihrer Freizeitbeschäftigung bewusst nachgehen, längst eigenverantwortlich ein. Auch wenn es vom Gesetzgeber nicht gefordert wird, so legen sie sich selber einen ganzjährigen Schutz von bedrohten Fischarten, wie zum Beispiel der Äsche und dem Aal auf. Solche Selbstbeschränkungen werden natürlich seitens der “Kormoranfreunde“ völlig ignoriert bzw. (ob bewusst oder unbewusst) nicht zur Kenntnis genommen.

Was hat sich in den letzten Monaten bezüglich des schwarzen Vogels getan? Zum einen ist der Kormoran vielerorts in das Jagdrecht aufgenommen worden und darf damit ohne Sondergenehmigung im vertretbaren Rahmen geschossen werden. Sicherlich ist das ein Teilerfolg. Dieser darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen das es ein sinnvolles und faires Kormoranbestandsmanagement nur geben kann, wenn dieses länderübergreifend ist. Damit sind aber nicht Bundesländer, sondern Staaten innerhalb Europas gemeint. Der Fraßdruck des Kormorans ist bekannt (pro adultem Exemplar stehen ca. 500g Fisch pro Tag zu Buche) und der Ertrag der Gewässer sollte ebenfalls bekannt sein. Somit ist leicht zu ermitteln wie viel Kormoran von unseren Ökosystemen vertragen wird.

Für Mecklenburg-Vorpommern hatte der Minister für Landwirtschaft, Umweltschutz und Landwirtschaft Dr. Till Backhaus auf diversen Veranstaltungen eine Begrenzung des Kormoranbestandes auf  3000 Brutpaare empfohlen. Derzeit sind es 15000, also das fünffache. Prompt wurde er seitens der Organisationen NABU, OAMV, BUND und WWF unter Druck gebracht. Besonders delikat: Bei einem Treffen der Jäger und Angler mit dem Minister Mecklenburg-Vorpommers kam der "Vogel des Jahres 2010" auf den Tisch - es wurde Kormoran-Brust serviert!

Diese Szenerie wurde selbst von vielen Anglern und Fischern als pietätlos und geschmacklos interpretiert. Aber warum eigentlich? Ist es nicht mehr wie Recht, wenn ein Vogel, der aufgrund einer Hegemaßnahme geschossen wird, einer sinnvollen Verwertung zukommt? Ist es erstrebenswerter ihn einer Abdeckerei bzw. dem Müll zukommen zu lassen? Von mir aus macht man aus den überzähligen Tieren Katzenfutter. Hauptsache ist doch sie werden der Wertschöpfungskette zugeführt. Allerdings darf man hier nicht außer Acht lassen das eine triumphale und pietätslose Berichterstattung seitens diverser Medien zu allgemeinem Entsetzen beigetragen hat. Dem Fliegenfischer der jetzt mit erhobenem Zeigefinger dasteht, sei einmal vor Augen geführt dass er ein Heidengeld dafür bezahlt, dass ein prachtvoller Hahn sein Leben lässt, nur damit er mit qualitativ hochwertigen Hechelfedern binden kann! Apropos Hahn…..Geflügel essen die meisten von uns ohne jegliche moralische Bedenken….warum darf es dann nicht auch mal Kormoranbrust sein?

Anderes Beispiel: Der Verband hessischer Fischer und NABU / HGON haben äußerst zeitnah eine entsprechende Zählung des Kormoranbestandes in Hessen durchgeführt. Während die Vogelschützer auf ein Minus von 30% kamen, verzeichneten die Fischer ein Plus von 21%. Gravierend schlug der gleichzeitig zu verzeichnende drastische Einbruch der Äschenbestände zu Buche. Aus diesem Grunde betitelte das Magazin Fisch und Fang einen entsprechenden Online-Artikel mit der Überschrift: “30 Prozent weniger Kormorane? Fast 100 Prozent weniger Äschen!“ Welcher Sachverhalt liegt hier wohl offensichtlich vor? Ein wachsender oder ein rückläufiger Bestand der Vögel? Wahrscheinlich haben NABU / HGON hier lediglich an bekannteren Nist- und Ruheplätzen diverse Daten erhoben, während die Fischer aus nachvollziehbarem Interesse flächendeckender und genauer gearbeitet haben. Vergleicht man die Ergebnisse mit der fischereilichen Situation, so war die Zählung des Verbandes hessischer Fischer wohl näher an der Wahrheit.

Eine realistische Betrachtung der Kormoranproblematik, abseits von Vogelschutz-Ideologien wird indes vom Landesfischereiverband Baden-Württemberg gefordert. Dieser weist daraufhin das der NABU den Kormoran stets als armen Sündenbock darstellt, dem man sein Fressen missgönnt und laut Ansicht der Vogelschützer ungerechtfertigt für die Schieflage der Fischbestände in unseren Gewässern verantwortlich gemacht wird.

Jener Verband hat als Antwort auf die Einstellung der Seite www.kormoranfreunde.de durch den NABU mit der Homepage www.aktion-kormoran.de geantwortet und ruft für den 20.März 2010 zu einer Demo in Ulm gegen den übertriebenen Schutz des NABU’s und des LBV’s hinsichtlich des Kormorans auf.

Alles in allem scheint sich der Kormoran 2010 zu einem Politikum zwischen den entsprechenden Interessensverbänden zu entwickeln. Selten hatte dieses Feuer mehr Brennstoff wie heute. Mal sehen wie sich die Geschichte weiter entwickelt! Fortsetzung folgt (mit Sicherheit)…………..

 

D.Henkes